Schule in der DDR – Lager der Erholung und Arbeit und das DDR Schulrecht
Im Jahr 30 nach der Wende gehört die DDR zur deutschen Geschichte. Viele Bereiche sind bereits erforscht und offengelegt. Andere liegen jedoch immer noch im Dunkeln. Dazu gehört das Schulsystem. Bekannt ist, dass die Schule vom System der sozialistischen Einheitspartei gesteuert wurde. Wir von Eltern-Heute.de schauen heute genauer hin.
Das Bildungssystem galt vor allem in den Naturwissenschaften als sehr gut. Die Schüler waren in ihren Inhalten, bezogen auf die Lehrpläne der Klassen, in Teilen sogar weiter als in der BRD. So wurden im Mathematikunterricht der zehnten Klassen Inhalte vermittelt, die in der BRD erst im Abitur zum Stoff gehörten. Der Fremdsprachenunterricht war hingegen schlecht. Dies war nicht zuletzt auf die begrenzten oder fehlenden Aufenthaltsmöglichkeiten im Land der Zielsprache zurückzuführen.
Der Alltag der Schüler war streng geplant. Neben der Vermittlung der Lerninhalte gab es verschiedene Formen der Propaganda. Schüler, deren Eltern mit dem System Schwierigkeiten hatten, wurden denunziert oder zu Gesprächen gebeten, in denen Rechtfertigungen oder Informationen erwartet wurden. Die Lehrmethoden orientierten sich teilweise an den Verhältnissen vor dem Krieg. So mussten die Schüler an einigen Schulen noch aufstehen, wenn sie mit dem Lehrer redeten. Dies war in der BRD in den 1970er Jahren nicht mehr üblich.
Schule in der DDR – das Schulsystem
Seit den 1960er Jahren gab es in der DDR ein einheitliches Schulsystem, das vom Staat gesteuert wurde. Der Wohnort der Schüler spielte keine Rolle. Die Lehrpläne und die Schullaufbahn waren in allen Bezirken der DDR identisch.
Einschulung mit sechs Jahren
Die Einschulung der Kinder erfolgte mit sechs Jahren. Als Stichtag galt der 31. Mai. Alle Kinder, die bis zu diesem Tag sechs Jahre alt wurden, kamen im September in die Schule. Ausnahmen waren selten, es gab keine Anpassungen an die Entwicklung des Kindes.
Die Einschulung erfolgte am ersten Sonnabend im September. Auch die Ferien waren in allen Bezirken einheitlich geregelt. Die Schüler hatten im Herbst und über die Weihnachtstage jeweils zwei Wochen Ferien. Nach der Ausgabe der Halbjahreszeugnisse im Februar gab es drei Wochen Ferien. Die Frühjahrsferien im Mai lagen bewusst nicht in der Zeit um Ostern und Pfingsten. Der Staat wollte sich von den kirchlichen Feiertagen abgrenzen. Die Sommerferien dauerten acht Wochen und begannen in der ersten Juliwoche.
Zehn Jahre Polytechnische Oberschule
Die Schule in der DDR war auf zehn Jahre festgesetzt. Leistungsschwache Schüler konnten die Schule nach der achten Klasse verlassen und einen Beruf erlernen. Diese Ausbildung wurde als Teilfacharbeiter bezeichnet. Eine spätere Weiterqualifizierung war möglich.
Seit den 1960er Jahren lernten die Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse miteinander. Differenzierungen zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Schülern gab es nicht. Mit der Polytechnischen Oberschule -abgekürzt POS- gab es für alle Schüler eine einzige Schulform. Besonders begabte Schüler wechselten nach der zehnten Klasse auf die Erweiterte Oberschule, genannt EOS. Hier legte der Staat Wert darauf, Kinder aus Arbeiterfamilien zum Abitur zu entsenden.
Es wurde eine Empfehlung zum Besuch der Erweiterten Oberschule ausgesprochen. Diese bekamen Schüler nicht ausschließlich nach ihrem Leistungsstand. Ein sehr guter Schüler, dessen Eltern dem Regime nicht treu waren, wurde mitunter nicht zum Abitur zugelassen.
Propaganda im DDR-Bildungssystem
Das Bildungssystem der DDR war nicht frei von Propaganda. Das Schulrecht sah vor, die Schüler zu Menschen zu erziehen, die dem System des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates ergeben waren. Lehrern billigte das Schulrecht zu, Schüler, die den Gehorsam verweigerten, entsprechend zu maßregeln. Dies wurde nicht direkt gemacht. Über Noten im Betragen oder Tadel, die sich auf das Verhalten bezogen, wurden die Schüler bestraft. Oftmals war nicht klar, warum die Strafe ausgesprochen wurde. Auch schlechte Noten sah das Schulrecht für Schüler vor, die sich nicht fügten oder die einem rebellischen Elternhaus angehörten.
Der Wehrunterricht
In den neunten und elften Klassen mussten die Schüler einen Wehrunterricht absolvieren. Für die Mädchen fand dieser Unterricht auf dem Gelände der Schule statt. Die Jungen mussten für zwei Wochen in ein Wehrlager und bekamen eine militärische Grundausbildung. Zu dieser gehörten harte Konditionsübungen, nächtliche Märsche und Schießübungen.
Vorrangiges Ziel war, die Jungen für den Besuch der Nationalen Volksarmee zu verpflichten. Das Bildungssystem sah außerdem innerhalb dieser Maßnahme einen Unterricht vor, der von einem Offizier der Nationalen Volksarmee geleitet wurde und dem Zweck der Propaganda diente.
Sozialistische Erziehung in der Schule
Die Schule in der DDR hatte das Ziel, die Schüler auf das Leben in dem abgeschotteten Land vorzubereiten. Da das Leben im Westen über die Medien für die meisten Menschen der DDR zugänglich war, musste Überzeugungsarbeit geleistet werden. Diese begann bereits in der ersten Klasse mit der Aufnahme aller Kinder in die Pionierorganisation. In der siebten Klasse wurden alle Schüler Mitglieder der FDJ. In der achten Klasse fand die obligatorische Jugendweihe im Klassenverband statt.
Kinder aus kirchlich geprägten Elternhäusern traten diesen Organisationen nicht bei. Sie wurden oftmals von gemeinsamen Unternehmungen ausgeschlossen und durften kein Abitur ablegen.
Schule in der DDR – spezielle Fächer
Die Schule in der DDR sah spezielle Fächer vor, in denen das Bildungssystem den Schülern vermitteln wollte, dass sie in einem fortschrittlichen Land leben. So wurde die Geschichte nicht auf der historisch belegten Basis dargestellt. Vielmehr wurden den Schülern vermittelt, dass der Kommunismus die beste und fortschrittlichste Gesellschaftsordnung ist. Spezialfächer wie Staatsbürgerkunde und die Einführung in die sozialistische Produktion untermauerten den Status. Das Schulrecht sah vor, Schüler, die sich in diesen Fächern nicht einbrachten oder unpolitisch äußerten, zu bestrafen.
Lager der Erholung und Arbeit
Im Lager der Erholung und Arbeit konnten Schüler, die das 14. Lebensjahr vollendet hatten, während der Sommerferien zwei Wochen verbringen. Vornehmlich war das Lager der Erholung und Arbeit als Sommerspaß gedacht. Man war mit Gleichaltrigen zusammen. Die Lager der Erholung und Arbeit befanden sich in landschaftlich reizvollen Gegenden an einem See oder an der Ostsee.
Die Schüler arbeiteten vier bis sechs Stunden. Sie halfen bei der Ernte oder in Produktionsbetrieben aus. Ziel war es, das Interesse für einen Beruf zu fördern. Gleichermaßen wurden die Schüler zu kostenlosen Hilfskräften, die einfache Arbeiten erledigten. Die Erinnerungen der Menschen, die im Lager der Erholung und Arbeit Zeit verbrachten, ist aber dennoch positiv. Abends gab es kulturelle Veranstaltungen oder gemütliches Zusammensein. Die Propaganda nahmen die Schüler nicht maßgeblich wahr.
Das Bildungssystem der DDR und das Schulrecht waren darauf ausgerichtet, die jungen Menschen auf das System einzustimmen. Die westlichen Länder galten als Feind. So sollte erreicht werden, dass der Wunsch, im Westen zu leben, bei den Schülern gar nicht erst aufkam. Die gesamte Schule der DDR verfolgte neben der grundlegenden Bildung dieses eine Ziel und setzte zum Erreichen mitunter Mittel der Propaganda ein.